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Hinweis
 Im Sommersemester 2005 hielt Uwe Schwagmeier,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Sabine Kyora (Oldenburg),
ein Seminar zum Thema: "Werwölfe als literarisches Motiv und ästhetisches Konstrukt"
.
http://www.staff.uni-oldenburg.de/uwe.schwagmeier/12583.html

Elmar M. Lorey

Besichtigung der Restbestände
Was nach Ende der Hexenprozesse im 20. Jahrhundert schließlich vom Werwolf übrig blieb
in Volkserzählung, Literatur und Film

Gliederung dieses Dokumentes:
1. Sagenreste
2. In der Literatur
3. Der Sprung auf die Leinwand
4. Aufstieg ins Allerheiligste der Rationalität
    (Der Werwolf als empirischer Wissenschaftler !)
5. Noch immer aktuell ?
6. Zitierte Quellen und weiter Literaturhinweise

Nach einer Übergangszeit, in der der Werwolf wie auch die Hexe nicht mehr kriminalisiert, sondern pathologisiert werden, also aus den Händen der Henker in die Hände der (Irren-)Ärzte geraten, (und dann in die Gespenstergeschichten des 19. Jahrhunderts,) ist er zwar vom Licht der Aufklärung geblendet, aber noch ist der alte Gestaltwandler nicht wirklich tot und in der von Psychologen bewachten Requisitenkammer des Unbewußten in Ketten gelegt.

1. Sagenreste
„Früherhin konnten die Leut' mehr als jetzt. Da konnten sich ihrer in einen Baumstumpf verwandeln."  Mit dieser Feststellung beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts ein betagter Bauer aus Eschenrod in Oberhessen eine Geschichte, die er dem Volkskundler Gustav Schöner erzählt und der sie wortgetreu aufgeschrieben hat. Er berichtet darin von den ungewöhnlichen Erfahrungen eines Mannes aus der Gemeinde Burkards, der eines Tages unterwegs einen Weidenstumpf bemerkt, den er an dieser Stelle niemals zuvor gesehen hatte. Und weil ihn die tischglatte Fläche förmlich dazu einläd, zieht er Messer und Rolltabak aus der Tasche und schneidet sich darauf eine Portion Kautabak zurecht. „Da gab's richtige Kerben in der Rinde; ja ja!" Doch wenige Tage später begegnet er einem Mann aus der Nachbargemeinde Kaulstoß, der ihn vorwurfsvoll anspricht: „Guck' einmal da (ihm die Seite zeigend), da hast du mir zu selbiger Zeit hineingeschnitten mit deinem Tabakmesser, tu das nun nicht mehr wieder."

Diese verwunderliche Geschichte, die August Schäfer, ein Lehrer an der Oberrealschule in Darmstadt, im Jahre 1905 zum Aufhänger seiner Studie über „Die Verwandlung der menschlichen Gestalt im Volksglauben" nimmt, dient uns weniger als Beispiel für „ein Netzwerk von Wahnvorstellungen, in die sich die Vorwelt verstrickt hatte und aus dem nur die Wissenschaft in langer mühseliger martyrreicher Aufklärungsarbeit die umnebelten Geister befreien konnte", wie er selbst in den einleitenden Sätzen anmerkt. (Schäfer, 1). Sie steht hier vielmehr als authentisches Zeugnis dafür, daß alle Anstrengungen der Eliten im 18. und 19. Jahrhundert nur wenig am Fortleben der volkstümlichen Glaubens- und Weltvorstellungen zu ändern vermochten. Trotz aller - nun auch säkularen - Predigten ließen sich die Leute nicht davon abbringen, die alten Geschichten fortzuerzählen, in denen es immer noch um die verborgene aber reale Welt hinter der Welt der Dinge ging. Trotz allen antihöfischen und bürgerlichen Emanzipationswillens war die volkstümliche Erzählwelt zumeist ein nur aus der Ferne besichtigtes Land geblieben.

Bei dem Versuch, etwas von der Innenseite dieses Mannes aus Burkards zu erfahren, werden auch wir entdecken, daß wir von ihm ebensoweit entfernt sind wie unser Darmstädter Lehrer, der sich Anfang des Jahrhunderts mit folgenden Fragen in ihn hineinzudenken versuchte: „Wie mache ich es, wenn ich ein andermal durch den Wald gehe, daß ich nicht wieder einen Menschen beschädige? Wie unterscheide ich die Stämme und Stümpfe, in denen Leute stecken, von denen, die wirklich bloß Stämme oder Stümpfe von Holz ohne menschlichen Kern sind? Wo ziehe ich da die Grenze? - Und schließlich noch die Frage: Wie macht man das eigentlich, wenn man sich in einen Weidenstumpf oder sonst etwas verwandeln will?" (Schäfer, 2) Vor allem mit der letzten Frage, der Frage nach dem Wie und dem Wieso der Verwandlung, befinden wir uns nun alle miteinander in jenem Lager, das einstmals nur die gelehrten Leute besetzt hielten. Wie die bäuerlichen Bewohner der hessischen Schwalm diese neugierige Frage noch am Anfang unseres Jahrhunderts beantworten, hat uns Konrad Müller übermittelt, ein anderer Sagenforscher, der in den Jahren zwischen 1926 und 1936 in den Dörfern dieser Region unterwegs ist und dort fast zwei Dutzend von Werwolfsagen sammelt, die noch immer die Runde machten. Als er einem Bauern aus Schlierbach im Kreis Fritzlar die entsprechende Frage stellt, erhält er die lakonische Antwort: „Wie aus einem Menschen ein Tier werden kann? Na, er verwandelt sich eben!" (Müller, 50)

Der Werwolfstoff ist weiter vorhanden, auch wenn sich die Erzählzüge und Motive wandeln. Durch Kombination mit anderen Elementen entstehen neue Varianten. Die schicksalhafte Verwandlung, aber auch die Verwandlung als Strafe für eine böse Tat, wie wir sie aus der Zeit vor der hexerischen Kontaminierung kennen, tauchen ebenso wieder auf wie die freiwillig gewählte Verwandlung, bei der zumeist der kriminelle Anteil in der Beschaffung des Verwandlungsmittels besteht, dem Gürtel aus Menschenhaut beispielsweise, der bevorzugt aus der Haut eines ungeborenen Kindes oder der eines ungeborenen Esels gefertigt werden mußte. In der Berührung mit dem slawischen Sagengut kommt es im Osten Deutschlands zu Vermischungen von Werwolf- und Vampirsagen. In Belgien und in den Niederlanden verbindet sich der Werwolf mit den Plagegeistern und es verbreitet sich ein Zug, in der er als „Huckup" erscheint, als Variante der alten Alp- und Druckgeister. Im 19. Jahrhundert noch selten, zieht diese Erzählvariante fast 40 % aller Werwolfsagen auf sich, die in den Jahren zwischen 1950 und 1970 dort aufgeschrieben werden. „Ein später Wanderer begegnet nachts einem schwarzen Hund, der hinter ihm herschleicht und ihm plötzlich auf den Rücken springt. Er muß das Gespenst mit sich tragen bis nach Hause, bis zu einer Kapelle, bis zum ersten erleuchteten Bauernhof, bis zu einer Brücke." (Roeck, 143)

Die Erzählfigur des Aufhockers, von der schon George Sand aus dem Berry erzählt hatte, gibt auf treffende Weise wieder, was Mediziner meinen, wenn sie heftige, nicht zu erklärende Angst als schweren Druck auf der linken Schulter beschreiben. Die Sage nimmt gewissermaßen eine psychologische Wendung und verleiht dem Ausdruck, was sich die Menschen nunmehr an Alltagspsychologie angeeignet haben. In der Gestalt verkörpert sich, was einen von hinten anspringt, was man nicht erkennen kann, was einem aufsitzt und niederdrückt, etwas das man tragen und ertragen muß. Wenn in einzelnen Werwolfsagen, die Anfang des Jahrhunderts noch die Runde machen, bisweilen auch Momente von Erlösung und Befreiung enthalten sind, so hat es doch den Anschein, daß diese Gestalt sich von ihrer dämonologischen Überformung nie mehr wirklich befreien konnte. Kontaminiert von der Hexentheorie, bleibt sie unter dem Schatten des Bösen und dient überwiegend zur Deutung der menschlichen Nachtseiten.

Vom Werwolf erzählt man nicht leichthin wie vom Märchen, das nach der stillschweigenden Vereinbarung zwischen Erzähler und Hörer den Charakter einer Fiktion hat, das zum Optimismus, zum guten Ausgang und zur bewältigten Herausforderung neigt. Das Märchen unterhält gerade deswegen, weil sich Weisheit in seinem Stoff verbirgt. Es ist ein Spielfeld der Wünsche und Hoffnungen. Was zu Beginn noch verwirrend erscheint, liegt am Ende klar und offen da. Im Gegensatz dazu verlangt die Sage vom Erzähler und Hörer den Glauben an die Wirklichkeit des Erzählten, zu dem ungebrochen auch das Jenseitige und Mythische gehört, das in das Leben des Menschen hereinbricht. Sie erzählt zumeist vom mißlungenen Versuch, von der Normverletzung, vom erschreckenden und oft tödlichen Ausgang und neigt nicht zuletzt deshalb zum Tragischen. Weil sie Geschehnisse aus dem Erfahrungswissen begreiflich zu machen sucht, setzt die Sage auf den ernsthaften Glauben des Zuhörers, den sie zumeist auch mit einer einleitenden Beglaubigungsformel zu festigen sucht.

Doch mit dem Einzug der Moderne, mit geregelter Schulbildung und den neuen Formen der öffentlichen Meinungsbildung, werden die Grenzen zwischen den Schichten zunehmend durchlässiger und die vereinbarte Symmetrie des Glaubwürdigen zwischen Erzähler und Hörer zerbricht. Müller beschreibt eine typische Situation, wie er sie Anfang der 30er Jahre bei seinen Feldforschungen erlebt: „Ich besuchte mit einem Steinhauer K. aus Schlierbach, Kreis Fritzlar, eine Verwandte desselben, die mit dem Lehrer ihres Dorfes verheiratet war. K. hatte mir gesagt: "Die kann der allerhand erzähle vumm Werwulf." Wir trafen das Lehrerehepaar an seinem Acker an der Straße, die Frau zog Rüben aus, und der Mann stand am Rande des Ackers und sah zu. Wir kamen schnell ins Gespräch miteinander; der Lehrer erzählte von Allem und Jedem und ich sah keinen Weg, den Redefaden abzuschneiden und die Frau endlich auf den Werwolf zu sprechen zu bringen. Da kam mir K. zu Hilfe; er wandte sich an die Frau mit der Frage: "Na, eer hott doch immer bos (etwas) vumm Werwulf verzahlt?!" Darauf die Frau: "Jo unn das iß je doch wirklich bassiert!" Dann der Lehrer: "Ach das bildest du dir nur ein, das ist ja doch nit wahr!" Die Frau: "Jo, das sprichst du! Das muß awwer doch wahr sinn!" (Müller, 93) Der klare Eigensinn, mit dem die Frau ihre Weltsicht der ihres gebildeten Ehemannes entgegenstellt, hat aber keine Zukunft.

Die Erfahrungen mit der neuen Rationalität und der von den Naturwisenschaften geprägten Denkwelt läßt die Erzähler zunehmend zögern. Diejenigen, vor denen sie sich fürchten, die Altmodischen, die Zurückgebliebenen und Unaufgeklärten genannt zu werden, sind jetzt keine fremden Gäste mehr, denen man diese Geschichten ohnehin nicht erzählt. Die Zweifler sitzen nun längst am heimischen Tisch. Auch wer sich als neugierig interessierter Gast präsentiert, weckt nicht immer Vertrauen. Wenn ich meine betagten Nachbarinnen in den ziemlich verlassenen Dörfern der Ardècheberge, die ich schon lange kenne und mit denen mich eine enge Freundschaft verbindet, nach solchen Geschichten frage, geben sie sich zumeist unwissend und das Gespräch beginnt zu stocken. Doch aus der Art wie sie dabei vieldeutig die Schultern heben, den Nacken einziehen, mit den Händen fiktiven Schmutz von den Kleidern wischen und mit angehobenen Augenbrauen ihr lächelndes Schweigen untermauern, spricht ein Wissen, das man nur unter Eingeweihten, nicht aber unter Neugierigen austauscht. (Vgl. dazu die Arbeit von Jeanne Favret-Saada.) Plötzlich fehlt all die Leichtigkeit, mit der sonst die Episoden aus der Region und die Geschichten aus dem Tal erzählt werden.

Hören wir noch einmal Konrad Müller, wie er das vor 60 Jahren in der hessischen Schwalm erlebt: "Ich besuchte im Winter 1932 mit einem Begleiter eine 73 jährige Märchenerzählerin in A. an der Landsburg. Bevor wir dort eintrafen, machte ich meinen Begleiter darauf aufmerksam, daß ich versuchen würde, Frau S. auf den Werwolf zu sprechen zu bringen. Nach einem Märchen, das voller Leben in bewegter Melodieführung geboten worden war, stellte ich dann die Frage: "Frau S., Sie haben doch sicher auch schon von dem Werwolf gehört. Kennen Sie denn seine Schwester nicht von dem Str.?" Sofort nach dieser Frage verschloß sich das Gesicht der Erzählerin, das vorher während des Märchens voller Lebendigkeit die Fabulierlust und die Freude am fröhlichen Stoff und am Erzählen widergespiegelt hatte; es wurde ernst, der Kopf senkte sich, die Frau sah mich nicht mehr an wie während der vorangehenden Erzählung - der Gegensatz in Bild und Stimmungswert zu dem vor einer Minute Gewesenen konnte einfach nicht krasser sein. Ihre Stimme, erst sprudelnd und lebendig in der Melodie und immer wie von einem leisen Lachen im Herzen begleitet, wurde - als sie dann endlich nach einer Pause sprach - still und ein wenig heiser und gepreßt; die Sprechmelodie wurde höhepunktlos und bewegte sich unter der Normalhöhe der Erzählerin. Sie sagte: "Jo - die vumm Str. - die sich inne Katz verwanneln kunn - di hott ö Selbstmord gemocht - hott sech offgehange - mer spreche all nit gern vunn dene!" (Müller, 93)

Die Menschen waren ihren Geschichten nie sklavisch gefolgt. Mit der sich wandelnden Sicht auf die Welt veränderten sie auch ihre Geschichten. Das naturwissenschaftliche Denken, das die Welt auch dadurch erforschbar machte, daß es ihre Phänomene einer akribischen Begrifflichkeit unterwarf, und mit den Namen der Dinge scheinbar so zu hantieren verstand, wie mit den Dingen selbst, sickerte auch in das Immer-Wieder-Erzählte ein. Immer häufiger zeigt es die früher Ohnmächtigen nicht mehr nur als Opfer, sondern zunehmend auch als Handelnde. Es ist der neue Mythos empirischer Rationalität, nach dem zugleich mit dem Namen auch Macht über das Benannte zu erhalten ist. Wer den bösen Menschen jetzt einen Werwolf nannte, gab dem Bösen einen Namen und machte es bekämpfbar. Immer häufiger zeigt sich dieses Motiv in den Erzählvarianten des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Werwolf verliert seine Macht und muß sich zurückverwandeln, wenn man ihn mit seinem menschlichen Namen anruft. Er verliert sein Geheimnis.

Die zeitgenössische Erfahrung, daß die wissenschaftliche Durchdringung der Welt den Handlungsspielraum des Menschen erweitert und den Anteil unabänderlichen Schicksals und scheinbar unbesiegbarer Ängste verkleinert, zeigt sich nun auch in den Werwolfgeschichten, wie etwa jener aus der Haute Auvergne, die sich 1869 zugetragen haben soll und die in La Semaine auvergnate vom 30. März 1911 nachzulesen ist. Sie erzählt vom Müller des Dorfes Laquérie im Cantal, der zum Werwolf geworden war, als ihm der Teufel ein Bärenfell übergeworfen hatte. Jede Nacht mußte er einmal die acht Pfarreien des Kirchspiels von Saint-Amandin durchstreifen, um dem Satan neue Seelen zuzuführen. (Ähnliche Erzählfiguren sind auch für die Bretagne belegt, vgl. Milin, 180) Aus seinem trostlosen Schicksal befreien ihn schließlich die mitfühlenden und mutigen Mitbürger, indem sie den Satan mit einem, dem Heiligen Franziskus geweihten Strick würgen und ihm eine Hand voll Weihwasser übergießen. Wer hätte früher daran gedacht, daß das so einfach sein könnte. Bald werden die Leute aber auch auf diese magischen Reste verzichten.

Die Gestalt des Werwolfs rettet sich bis ins 20. Jahrhundert. Man kennt ihn noch immer. Aber wer glaubt noch an ihn. Von irgendeinem magischen Zeitpunkt an lebt die Sage nur noch in einem "zweiten" oder "dritten" Dasein, wie Lutz Röhrig es nennt. (Röhrig 1973, 13) Vielleicht werden die Sagenforscher eines Tages ergründen, wann dem Werwolf die alte Realität entgültig abhanden kam. Möglicherweise war es, von einigen einsamen Regionen abgesehen, irgendwann in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Wahrscheinlicher ist die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die folgenden Jahre, als nämlich offenbar wurde, daß die massenhafte und systematische Vernichtung von Menschen durch Menschen mit „wölfischem Verhalten" nicht mehr zu erfassen war. Angesichts der Shoah war der Werwolf kein taugliches Bild mehr für den Schrecken.

Auch die letzten „Gläubigen" wechseln schließlich ins Lager der ehemals gelehrten Überlegungen. In dieser Sache, so scheint es, hat das 20. Jahrhundert endlich den Konsens erreicht. Auf einer neuen entwicklungsgeschichtlichen Stufe seines Bewußtseins angekommen, greift der Mensch nun zu anderen Mitteln, um seine Ängste und widersprüchlichen Erfahrungen zu bewältigen. Die Erklärungskraft des exakten Wissens ersetzt immer häufiger die Deutungsmuster der Tradition. Nicht daß er aufhören würde zu erzählen, doch dem Erzählten schreibt der Mensch nun eine andere Art von Wirklichkeit zu. Dabei gehen die Sagengestalten aus der kollektiven Erinnerung nicht zwangsläufig verloren. Man sammelt die Geschichten und pflegt sie als Ausdruck territorialer Verbundenheit. Sie erklären nicht mehr die Welt draußen, aber knüpfen nun Kontakte zu deren Vergangenheit.

Der Mythos überlebt aber auch als seelisches Spiegelbild, gewissermaßen als Psychogramm jener inneren Anteile, mit denen der Mensch sich trotz aller exakten Wissenschaft noch immer im Widerspruch oder zumindest in Spannung erfährt. Wenn man seine Nachbarn fragt, gibt fast jeder zu erkennen, daß sich unmittelbar ein Bild einstellt, wenn man ihn auf die mythische Gestalt hin anspricht. Dieses Bild bleibt zumeist zwar nur undeutlich, und die Vorstellung ist so ephemer, daß schon der erste Versuch, darüber zu sprechen, das Gespräch ins Stocken bringt. Häufig stellen sich aber zumindest vage Assoziationen ein, die in die Richtung von Gruselgeschichten führen oder Erinnerungen an Bruchstücke eines Filmes, die sich in der Regel aber auf die Szene der Verwandlung beschränken. Mancher findet den Gedanken einigermaßen bizarr, daß jemand sich ernsthaft mit diesem Thema befassen könnte, doch nahezu jeder vermittelt den Eindruck, daß man über etwas Bekanntes spricht. Wenn ich meine Beobachtung richtig deute, zeigten sich die meisten meiner Gesprächspartner vor allem davon überrascht, daß ihnen der Werwolf auf eine rätselhafte Weise vertraut erschien, obwohl all das, was sie einmal über ihn gewußt haben könnten, aus ihrem Gedächtnis verschwunden war.

2. In der Literatur

So volkstümlich die Gestalt über die Jahrhunderte auch ist, scheint sie die Schriftsteller zu einer literarischen Auseinandersetzung nicht wirklich anzufeuern. Wenn der Werwolf in Texten von Goethe, Voss, Heine, Wiechert und Storm Erwähnung findet, so ist er nicht mehr als ein Requisit aus der Hexenzeit, das dem Leser signalisieren soll, daß der düstere Teil der Vergangenheit gemeint ist. Wie der Wolf ist er lediglich die landläufige Metapher für das Böse. Allein Hermann Hesse hat diesem oszillierenden Wechselspiel von Mensch und Wolf noch einmal etwas sehr Eigenwilliges abgewinnen können.

Selbst die mittelalterlichen Fabeln hatten das noch anders gesehen. Der Wolf war zwar stark und mächtig, aber - wie Erik Zimen zurecht bemerkt - er war „gleichzeitig auch etwas schwerfällig, unkundig, ja fast gutmütig dumm".(284) In der fabulierfreudigen Anpassung der antiken Texte stellte er zusammen mit Bär und Fuchs gewissermaßen den Ersatz für die in Mitteleuropa fremden Tierarten von Löwe und Schakal. Er diente nicht selten der Karikierung der oberen Schichten und deren vorgeblichen Überlegenheit. Der Wolf obsiegt nur, wenn er auf noch Dümmere trift und auch der Fuchs war bisweilen der Verlierer, weil es auch noch Schlauere gab als ihn.

Der ehemalige Schreck für erwachsene Christen wird im 19. Jahrhundert endgültig zum Kinderschreck. In zahlreichen Regionen geht er mit dem sprichwörtlichen Roggenwolf, dem alten Korndämon, eine Verbindung ein, der Erwachsenen dazu dient, die Kinder von den Feldern fernzuhalten. Der Werwolf hockt mitten im Korn, sagen sie und sie erzählen von einer weiblichen Gestalt, die unfolgsame Kinder an ihre eisernen Brüste drückt. Annette von Doste-Hülshoff (1797-1848) greift diesen Erzählzug in einer ihrer späten Balladen auf. Im Loup Garou beruft sie sich ausdrücklich auf französische Erzähltraditionen und bevorzugt dabei die zweifelsohne düsteren Varianten des 16. und 17. Jahrhunderts:

„Frommen Kindern geschieht kein Leid
Drückt nur immer die Lippen zu!
Denn das böse, das lacht und schreit,
Holt die Eul und der Loup Garou."

Und den Kindern, die schon nach den ersten beiden Strophen unruhig werden, sei es aus Angst oder Langeweile, gilt der Vers:
„Pierrot, was soll das Wackeln sein?
Mußt ein Weilchen du ruhig bleiben,
Gleich wird die Zeit dir jahrelang."

Aber der Kinderschreck ist mehr und er beschränkt sich nicht auf die Rolle des pädagogischen Rohrstocks. Für das biedermeierliche Edelfräulein regelt er gewissermaßen auch noch die anstehenden gesellschaftlichen Konflikte. Er bestraft nämlich „schlimme Leute", unter denen allerdings nur Trinker und gierige Kaufleute beim Namen genannt werden. (Und die erste Zeile klang wohl auch bei Hesse nach, als er das Steppenwolf-Gedicht schrieb.)

„So trabt er, trabt, darf keinem Frommen nahn,
Die schlimmen Leute nur, die darf er greifen
Mit seinem langen, langen, langen Zahn."

In der Zeit von Pauperismus und früher Industrialisierung sind Trunkenbold und Kaufmann gewissermaßen die beiden Seiten der gleichen Münze, an deren neue Währung sich nun alle gewöhnen müssen. Auch wenn der Werwolf für dieses Personal des neuen Wirtschaftens alles andere als der geeignete Zuchtmeister sein kann, so darf er zumindest weiterleben; nach unten verbannt, in der Requisitenkammer der Träume.

„Hörst du? drunten im Stalle - hu!
Hörst du? hörst du's? kling, klang, kling,
Schüttelt die Kette der Loup Garou."

Wie die Droste haben auch die erziehungsbereiten Autoren der Jugendliteratur den Werwolf entdeckt und reproduzieren die alten Sagen, oftmals ebenso willkürlich dramatisiert wie verstümmelt. In ihren Schauergeschichten und mit einem zumeist präpotenten Blick auf die abergläubischen kleinen Leute dient er ihnen nun als biedermeierliches Schreckgespenst. Eine eigene Variante leistet sich Arthur Schopenhauer, der seine philosophische Erfolglosigkeit Kollegen wie Hegel und Fichte in die Schuhe schob. Zur Strafe – so meinte er – erscheine er ihnen nachts im Traum als Werwolf. (vgl. Marquardt, S. 154)

In Karl Gutzkows historischer Erzählung „Der Wärwolf", der im Jahre 1871 veröffentlicht wird, ist er zwar ständig gegenwärtig, doch nur als Symbol, als Metapher, wie man allerdings erst zum Ende erfährt. Der Autor spielt mit einem zum Sprichwort gewordenen Restbestand. „Er frißt wie ein Werwolf", sagt man in Hessen und auch anderswo und meint damit Maßlosigkeit und Gier. Aber der brave „Hartschier Siegmund von Landeck", der Protagonist der Erzählung, wird völlig zu unrecht der Völlerei und Unmäßigkeit verdächtigt. Gutzkow kennt seine Leser und ihre mythologische Vorratskammer: „Den Wärwolf kannten sie alle. Das war ein Mensch, der nur eine gewisse verzauberte Schnalle an seinem Gürtel zu lösen brauchte, und er nahm die Gestalt eines Wolfes an und fraß Schafe und Füllen, ja vor Hunger sogar Menschen." Ein kleiner Akt der Nachsicht, wie wir sehen. Gutzkow räumt zumindest ein, daß der Werwolf die Menschen erst fraß, wenn er in Not geraten war.

Auch bei Hermann Löns gibt es bei all seiner Liebe zum germanisch Mythischen keinen wirklichen Werwolf. In seinem Roman gleichen Titels (aber mit dem dehnenden h, das vermeintlich an die Wehrhaftigkeit erinnert) aus dem Jahr 1916, legt er uns die Chronik eines bäuerlichen Selbsthilfebundes aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges vor. Unter der Führung ihres Hauptmanns Wulf greifen „dreimal elf" Heidebauern entschlossen zur Selbstverteidigung und damit nicht selten auch zur Axt. Sie nennen sich die „Wehrwölfe"  und als Signatur ihrer Racheakte hinterlassen sie stets „drei Beilhiebe, einen hin, einen her und den dritten in die Quer".

Löns geschundene Kriegsopfer finden gerade bei den Nationalsozialisten lautstarken Beifall. Die terroristische Miliztruppen, die noch über das Kriegsende hinaus ihr Unwesen treiben, nennen sich in Anlehnung an diesen Roman und in einer Mischung von romantischem Chauvinismus und geheimbündlerischer Arroganz Wehrwölfe. Unter diesem Namen geistern sie auch später noch durch eine besondere Variante der billigen „Landserhefte", die ihren verstörten Lesern noch immer die Möglichkeit legalisierbaren Terrors vorgaukeln. Mehr als eine Generation geht diesem Trugbild auf dem Leim und meint im Fell des Werwolfs germanisierende Runenmuster erkennen zu können.

In seinem Nachkriegsroman von 1954, Der Tod in Rom, gibt Wolfgang Koeppen diesem Mißverständnis den Abschied. Er beschreibt darin unter anderem die vermeintliche Witwe eines SS-Generals, die gar keine ist, aber das Ende ihrer ehrenvollen Rolle kommen sieht. Ihr Mann starb nämlich keineswegs den heldenhaften Tod, von dem sie bisher zehrte, sondern überlebte das Desaster mit gefälschten Papieren. Unter neuem Namen ist er längst wieder erfolgreich im Waffengeschäft und in den damit verbundenen hohen Ehren. „Eva Judejahn" fürchtet sich vor einem Wiedersehen, das Überleben ihres Mannes erscheint ihr als „Verrat an der heiligen Sache", an der Sache des Nationalsozialismus, an den nicht mehr zu glauben ihr einfach unanständig vorkommt. „Sie stand schwarzgewandet in ihrem Zimmer, einem Käfig aus Steinen, Wahn, Verkanntheit und dahinschwindender Zeit, stand vergeltungsschwanger wolfsrachig umnachtet im Mythos, dem erschwindelten ertüftelten und geglaubten, den Urängsten preisgegeben, den echten von Wehr und Wolf, das angegraute verblichene strohblonde Haar, Garbe auf dem Felde gebliebenen Weizens, als unter Gewitterdräuen die aufgeschreckten Knechte flohen, dieses Haar zu strengem Frauenknoden gebunden... ein nordisches Gespenst."

Hatte ihnen die verteufelte Gestalt der Hexenzeit noch nie behagt, so vertrieb die germanisierende Renaissance eines Hermann Löns und die Flachsinnigkeit seiner traumlosen Adepten den Werwolf endgültig aus dem Bildrepertoire der Dichter. Eine ungeeignete Figur, wie es schien, verdorben und zu keinem gültigen Text mehr nütze. Daß allein seine „Verwandlung" viele erzählerische Möglichkeiten bot, zeigt nicht zuletzt Kafkas Handlungsreisender „Gregor Samsa", der eines Morgens als hilfloser Käfer erwacht. Ein Tier unter Menschen, mit der rätselhaften Seele eines erwachsenen Kindes. Seine Untauglichkeit für diese Gesellschaft und seine Angst, aus ihr herauszufallen, findet ihre Gestalt in dem zum Insekt verwandelten Menschen, einem lästigen Ungeziefer seiner Umwelt.

Französische Autoren haben, wie es scheint, den alten Werwolf und seine narrativen Möglichkeiten genauer befragt. Alexandre Dumas machte ihn schon früh zur Metapher für die ausgelebte Wildheit des Phantastischen, die oftmals erst der Selbstbeherrschung vorausgehen muß. Sein Schuhmacher Thibauld, der Meneur de Loup bleibt Mensch, auch wenn er sich das wilde Leben unter dem Wolfspelz mit dem Teufelspakt erkauft. Obendrauf gibt es noch die Zusicherung, nur in einer Nacht des Jahres vor den Flinten der Jäger flüchten zu müssen. Seine Umkehr und Reue beginnt erst am Grabe seiner Geliebten „Angnelette". Nur das blutige schwarze Fell findet man, aber nicht seinen Körper. Doch immer wieder am Todestag von Angnelette kniet ein geheimnisvoller Mönch an der Geliebten Gruft, in Trauer und Gebet versunken.

In Charles de Costners Uhlenspiegel-Roman aus dem Jahr 1867, der erst Anfang der 20er Jahre unseres Jahrhunderts so recht bekannt und in alle europäischen Sprachen übersetzt wird, erscheint der Werwolf zwar immer noch in der teufelsverbandelten Gestalt des Hexenzeitalters. Der belgische Autor erkennt ihn nicht als Opfer, sondern als Ammenkind der Inquisition. Mit Costners Episode vom Werwolf beginnt Ulenspiegels Karriere als politisch engagierter Rächer, als dezidierter Feind der Inquisition und Anführer im niederländischen Freiheitskampf. Sein Vater wird wegen Ketzerei hingerichtet und Ulenspiegel gelingt es, den Denunzianten als kindermordenden Werwolf zu entlarven. Der „Fischhändler" führt nichts als ein spießiges Doppelleben hinter dem Wolfsfell und unter den Schlägen seiner Mitbürger empfängt er den gehörigen Lohn. In Costners „Ulenspiegel" verkörpert sich der widerständische flandrische Geist und der Autor scheut sich nicht, die alten Legenden und Sagen gegen den Strich zu kämmen. In der derben aber farbigen Welt der flandrischen Bauern begegnen wir auch der gutartigen Hexe „Katheline", die - als Urtype des Volkes vorgestellt - sehr wohl unsere Sympathie gewinnen kann.

Noch entschiedener treibt Boris Vian sein Spiel mit dem Werwolf. In einer seiner frühen Novellen aus dem Jahre 1942 stellt der französische Musiker, Chansonier und Erzähler das alte Modell nachgerade auf den Kopf und baut daraus die kunstvoll überspitzte Satire auf eine verrückte Welt. Der junge Wolf „Denis", einem alten Geschlecht „zivilisierter Wölfe" entstammend, der sich nur von Gras und Hyazinten ernährt und in seiner Höhle alte Autoreifen sammelt, wird eines Tages von einem Lykanthropen gebissen. Zum eigenen Schrecken verwandelt er sich daraufhin in einen Menschen, deren sinnlose Geschäftigkeit er von seiner Höhle aus, hoch über Dorf und Autostraße, hinlänglich hatte beobachten können. In dieser neuen Gestalt macht er sich - nun doch neugierig - mit einem alten Fahrrad auf den Weg, um das nahe Paris zu erkunden, wo er in einige Großstadtabenteuer verwickelt wird und schließlich im Rotlichtbezirk strandet. Nach einem Zusammenstoß mit drei Zuhältern ergreift er die Flucht und verwandelt sich in der Nähe seiner Höhle gerade noch rechtzeitig wieder in einen Wolf zurück, ehe ihn die Polizei ergreifen kann, die allein wegen der unvorschriftsmäßigen Beleuchtung seines Fahrrades zuvor die Verfolgung aufgenommen hatte. Listig spielt Vian mit dem doppeldeutigen Begriff „morsure", der soviel wie „Bißwunde" bedeutet, im übertragenen Sinne aber auch „verheerende Wirkung" meint. Folgerichtig wechselt der Autor auch den klassischen Begriff der Lykanthropie gegen „Anthropolycie" ein und macht darin das menschliche Mißverständnis von der „wölfischen Gesellschaft" kenntlich.

In Bruce Lowery's Roman Le Loup-garou von 1969 wird der Werwolf zur Metapher für die widersprüchlichen Erfahrungen eines pubertierenden Jugendlichen. Der vierzehnjährige Darrick, der sich immer wieder von einem wolfartigen perversen Wesen namens Gwint besessenen fühlt, unterwirft sich und seinen achtjährigen Bruder heimlichen Bestrafungen, die alptraumhaft zwischen Gewalt und Zärtlichkeit schwanken und beide mehrfach bis in Todesgefahr bringen. Gwint ist eine verschleppte Gestalt aus der Kindheit, die von den Eltern achtlos hingeworfene Drohfigur des Werwolfs, die dem Kind nur eine helle Seite der Seele gestattet. Darrick befreit sich schließlich von seinem langjährigen Verfolger mit einem mörderischen Schrei, dem ersten Schritt in ein Leben, in dem die eigenen Widersprüche nicht mehr in eine fremde Gestalt schlüpfen müssen.

Im Gegensatz zum reichen Angebot an Werwolfsagen, von denen Heinrich Franz meint, daß einjeder sie überall in den hessischen Regionen aufstöbern könne, wenn er nur geduldig danach suche, erscheint die Ausbeute literarischer Bearbeitungen eher bescheiden. Beide, Sagensammlungen und literarische Bearbeitungen, spiegeln keineswegs, was sich wirklich von der mythischen Figur in den Köpfen erhalten hat. Aber sie sind gewissermaßen die Seismographen dafür, daß noch immer vorhanden ist, was ein Text neu in Schwingung versetzen kann. Wenn dies zutrifft, dann lebt der Mythos in der Tat fort. Ende unseres Jahrhunderts, so scheint es, findet das Thema von der Tierverwandlung zunehmend Interesse unter den Schriftstellern, und mit der Wiederentdeckung der ökologischen Rolle des Wildtieres Wolf häufen sich die Buchtitel, die darauf Bezug nehmen. Mit Clarissa P. Estés „Wolfsfrau" soll die „neue Frau in alten Geschichten" wieder den Weg zur ursprünglichen Kraft und Wildheit aufspüren. Paul Theroux beschreibt in seinem „Chicago Loop"  einen erfolgreichen Architekten, der zum Wolfsmann wird. Und um nur noch einige Beispiele zu nennen, gibt es den „stillen Gott der Wölfe", während Michael Wildenhain´s Gedichte unter dem Titel „Die Zeit als Wolf" erscheinen. Ludwig Harich titelt seine 1996 erschienene Autobiographie „Wer mit den Wölfen heult, wird zum Wolf" und er beschreibt darin jene Epoche, von deren Ende uns auch Wolfgang Koeppen erzählt hat. William Kotzwinkle's Protagonist ist zwar „ein Bär", der nach „oben will", mit dem der Autor aber vor allem das schrille Geschäft des Büchermarktes karikiert. Bei der Nahrungssuche findet der Braunpelz eine Tasche mit Manuskript und wandelt sich daraufhin zum gefeierten Autor, wobei ihm gerade seine tierischen Eigenschaften den größten Nutzen bringen.

Unter den wenigen deutschen Autoren, die die alte Erzählfigur ernsthaft auf ihre literarische Tauglichkeit abgetastet haben, ist es vor allem Hermann Hesse gelungen, im "Steppenwolf" daraus eine eigenwillige und sehr existentielle Perspektive zu entfalten. "Die meisten Sachen, die man uns lehrt, sind gewiß ganz wahr und richtig, aber man kann sie alle auch anders ansehen, als die Lehrer es tun und meistens haben sie dann einen viel besseren Sinn." Getreu diesem Motto aus dem "Demian" wirft er souverän die alte Last ab, die  frühneuzeitliche Dämonologen dieser Figur aufgebürdet haben.
"... Er ging auf zwei Beinen, trug Kleider und war ein Mensch, aber eigentlich war er doch eben ein Steppenwolf. Er hatte vieles von dem gelernt, was Menschen mit gutem Verstande lernen können, und war ein ziemlich kluger Mann. Was er aber nicht gelernt hatte, war dies: mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Dies konnte er nicht, er war ein unzufriedener Mensch. Das kam wahrscheinlich daher, daß er im Grunde seines Herzens jederzeit wußte (oder zu wissen glaubte), daß er eigentlich gar kein Mensch, sondern ein Wolf aus der Steppe sei. Es mögen sich kluge Menschen darüber streiten, ob er nun wirklich ein Wolf war, ob er einmal, vielleicht schon vor seiner Geburt, aus einem Wolf in einen Menschen verzaubert worden war oder ob er als Mensch geboren, aber mit der Seele eines Steppenwolfes begabt und von ihr besessen war oder ob dieser Glaube, daß er eigentlich ein Wolf sei, bloß eine Einbildung oder Krankheit von ihm war. Zum Beispiel wäre es ja möglich, daß dieser Menschen etwa in seiner Kindheit wild und unbändig und unordentlich war, daß seine Erzieher versucht hatten, die Bestie in ihm totzukriegen, und ihm gerade dadurch die Einbildung und den Glauben schufen, daß er in der Tat eigentlich eine Bestie sei, nur mit einem dünnen Überzug von Erziehung und Menschentum darüber. Man könnte hierüber lang und unterhaltend sprechen und sogar Bücher darüber schreiben; dem Steppenwolf aber wäre damit nicht gedient, denn für ihn war es ganz einerlei, ob der Wolf in ihn hineingehext oder -geprügelt oder aber nur eine Einbildung seiner Seele sei. Was andere darüber denken mochten und auch was er selbst darüber denken mochte, das war für ihn nichts wert, das holte den Wolf doch nicht aus ihm heraus.
... daß er zuweilen den Wolf, zuweilen den Menschen auch rein und ungestört in sich atmen, denken und fühlen konnte, ja, daß beide manchmal, in sehr seltenen Stunden, Frieden schlossen und einander zu Liebe lebten, so daß nicht bloß der eine schlief, während der andere wachte, sondern beide einander stärkten und jeder den anderen verdoppelte.
... Die Zweiteilung in Wolf und Mensch, in Trieb und Geist, durch welche Harry sich sein Schicksal verständlicher zu machen sucht, ist eine sehr grobe Vereinfachung, eine Vergewaltigung des Wirklichen zugunsten einer plausiblen, aber irrigen Erklärung der Widersprüche, welche dieser Mensch in sich vorfindet ... Harry findet in sich einen "Menschen", das heißt eine Welt von Gedanken, Gefühlen, von Kultur, von gezähmter und sublimierter Natur, und er findet daneben in sich auch noch einen "Wolf", das heißt eine dunkle Welt von Trieben, von Wildheit, Grausamkeit, von nicht sublimierter, roher Natur. Trotz dieser scheinbar so klaren Einteilung seines Wesens in zwei Spähren, die einander feindlich sind, hat er es aber je und je erlebt, daß Wolf und Mensch sich für eine Weile, für einen glücklichen Augenblick miteinander vertrugen. Wollte Harry in jedem einzelnen Moment seines Lebens, in jeder seiner Taten, in jeder seiner Empfindungen festzustellen versuchen, welchen Anteil daran der Mensch, welchen Anteil der Wolf habe, so käme er sofort in die Klemme, und seine ganze hübsche Wolftheorie ginge in die Brüche.
... Vielleicht hat er nie einen wirklichen Wolf genau beobachtet - er hätte dann vielleicht gesehen, daß auch die Tiere keine einheitliche Seele haben, daß auch bei ihnen hinter der schönen straffen Form des Leibes eine Vielfalt von Strebungen und Zuständen wohnt, daß auch der Wolf Abgründe in sich hat, daß auch der Wolf leidet ...

Ich Steppenwolf trabe und trabe,
Die Welt liegt voll Schnee,
Vom Birnbaum flügelt der Rabe,
Aber nirgends ein Hase, nirgends ein Reh!

..."
(Weiterlesen bei: Hermann Hesse Steppenwolf; Traktat vom Steppenwolf  (1927) Z.B. im kommentierten suhrkamp taschenbuch 2786 , Frankfurt 1999.)

Elias Canetti, der sich unter den Märchen seiner Kindheit einzig an „die über Werwölfe und Vampire“ zu erinnern glaubte (Die gerettete Zunge, S. 15) und dem die Metamorphose, die Verwandlung, zum Lebensthema wurde, hat die groteske Mühe des Menschen, sich vom Tier zu distanzieren, immer wieder thematisiert. „Mit zunehmender Erkenntnis werden die Tiere den Menschen immer näher sein. Wenn sie dann wieder so nahe sind wie in den ältesten Mythen, wird es kaum mehr Tiere geben.“ Dieser enigmatischen Pointe aus der „Provinz des Menschen“ (S.42), die offen lässt ob sie die Rückkehr der mythische Nähe oder die völlige Vertreibung des Tieres meint, lässt er nur wenige Seiten später eine Episode folgen, deren introspektive Kraft eine Ahnung vermittelt, wie klein der Schrecken sein kann, wenn der Mensch sich - abseits pathologischer Bedrängnisse - der "Erfahrung" des Hinübergleitens in eine andere Gestalt überlässt.

Zur Verwandlung. Als ich heute essen ging, kam zu meiner Rechten ein Wagen herangefahren, wie sie von Geschäften zum Austragen von Paketen verwendet werden. Am Steuerrad saß eine Frau, von der nicht viel mehr als der Kopf zu sehen war. In einem solchen Wagen wird mir gewöhnlich das Petroleum zum Heizen meines Ofens gebracht; ein sehr häßliches Mädchen mit zerfleischtem Gesicht lenkt den Wagen und füllt dann das Petroleum in meine Kanne ein. Das Schicksal dieses Mädchens hat mich schon immer interessiert, ich weiß aber kaum etwas über sie. Ich fragte mich, ob sie es sei, die jetzt im Wagen vorbeifahre, und sah so scharf hin, als es mir möglich war. Ich konnte es nicht entscheiden, spürte aber, daß ihr Blick sehr bestimmt auf mir ruhte. Vielleicht ein oder zwei Sekunden noch, nachdem sie vorüber war, fragte ich mich, ob es nicht doch sie sei. Dann sah ich nach links und hatte plötzlich das Gefühl, daß ich sehr rasch an den Häusern vorüberfahre. Sie glitten genau so neben mir her, als ob ich selber in einem Wagen säße. Dieses Gefühl war so stark und unabwendbar, daß ich darüber nachzudenken begann. Ich kann nicht daran zweifeln, daß hier ein konkreter und einfacher Fall von dem vorliegt, was ich Verwandlung nenne. Durch meinen Blick hin und ihren Blick zurück hatte ich mich in das Mädchen verwandelt, das am Steuerrad saß; und fuhr nun in ihrem Wagen auf meinem Wege weiter.“ (Die Provinz des Menschen S. 47f.)

Im Sommer 1996 macht in Frankreich ein kleiner Roman Furore, der eigentlich nur eine Novelle ist. „Truismes" von Marie Darrieussecq wird für fast alle französische Literatupreise gehandelt, von denen das knapp 160seiten Bändchen aber keinen einzigen erhält. Schon im Frühjahr 1997 erscheint die deutsche Übersetzung bei Hanser unter dem Titel „Schweinereien". Der Originaltitel bedeutet so viel wie „Binsenweisheiten", spielt zugleich aber auch mit dem Begriff „trui", was einfach nur „Sau" bedeutet. Der jungen Literaturdozentin mit dem unaussprechlichen Namen hat es ebenfalls das Thema der Tierverwandlung angetan. Mit trockenem Humor beschreibt die Ich-Erzählerin, ein hübsches, aber etwas einfältiges Mädchen, wie es sich im heruntergekommenen Paris der Jahrtausendwende zur Freude der Herren in ein williges rosiges Schwein verwandelt mit sechs Zitzen und einem anmutigen Ringelschwänzchen. Ihr ehemaliger Arbeitgeber und Lebenspartner hingegen verwandelt sich seinerseits und mit einigem dramatischem Aufwand am Pont Neuf in einen Werwolf. Bald vergnügen sich beide damit, ihre Ernährung über den Pizzaservice zu bestreiten. Während sie die Pizza verspeist, nimmt er mit den Pizzaboten vorlieb, ein Umstand, der nicht nur die Anzahl der Pariser Pizzaboten merklich dezimiert, sondern das Paar auch zu häufigerem Wechsel der Appartements zwingt. Eine nette, im Grunde recht trocken erzählte Politparabel, die Machthunger, Korruption und Sexualität satirisch karikiert. Das Buch interessiert uns hier weniger wegen der „neuen erzählerischen Potenz", die sich nach fast einhelligem Jubel der französischen Literaturkritik glücklicherweise noch kurz vor Ende des Jahrtausends aus dem Einerlei der Bücher erhoben haben soll. Wir konstatieren ganz einfach, daß die Tierverwandlung und auch die Gestalt des Werwolfs als mythisches Grundmuster immer noch so leicht unter der Leserschaft verfügbar sind, daß zeitgenössische Denk- und Lebenswelten offensichtlich problemlos darin abgebildet werden können, eine kleine Portion absehbarer teuflischer Neigungen eingeschlossen.
 

3. Der Sprung auf die Leinwand

Und damit kommen wir zu einer besonders fruchtbaren Abteilung, in der die Überreste des alten Mythos besichtigt werden können. Auch wenn die über 80 Verfilmungen zum Thema ihre Würdigung hier nur in einem kleinen Überblick erfahren (zur Filmographie z.B. Steiger oder Völker), so darf doch gleich zu Anfang die Feststellung getroffen werden, daß der Werwolf als Leinwandheld zwar keine große Wiederentdeckung verlorener Erzählzüge und verschollener Motive das alten Mythos verspricht. Als populärer Protagonist des neuen Bilderzeitalters hat er aber unbestreitbar zu einer eigenwilligen Konturierung der Gestalt beigetragen. Er ist eine vielschichtige Figur des Kinos geworden, für die nach und nach neue Erzählzüge entwickelt wurden, die über das tradierte Angebot hinausgehen. Daß er „den Liebhabern besonderer Sensationen" und damit „dem üblen Dreigestirn von Plastik, Kautschuk und Pappmaché" zum Opfer fiel, wie Roland Villeneuve meint (322), trifft nur zum Teil zu. Unbestritten beruht seine Anziehungskraft, ähnlich wie bei der Gestalt des Vampirs, in der Verbindung von Sexualität, Gewalt und Tod. Doch im Laufe der über 60 Jahre, die er auf den Leinwänden der Welt seinen Dienst tut, verwandelte er sich stetig wie der Mythos selbst und erreichte durchaus das Format, um in der Bilderflut der Postmoderne zu überleben.

Während der Vampir bereits den Stummfilm eroberte, gelingt dem Werwolf erst im Jahre 1941 mit Georg Wagners „The Wolf Man" (Der Wolfsmann) der Durchbruch. Der Film beginnt vergleichbar der mündlich tradierten Sage mit einer Art Glaubwürdigkeitsversicherung, die beim zeitgenössischen Publikum freilich im wissenschaftlichen Gewande daherkommt. Noch vor den ersten Bildern wird dem Zuschauer lakonisch der Text eines Lexikons vorgelegt, nach dem es sich bei der Lykanthropie um ein altes Phänomen handle, das von der Wissenschaft mittlerweile als spezielle Form von Geisteskrankheit erkannt worden sei. In einem engen und noch sehr vom theatralischen Bühnenbild bestimmten Dekor erzählt der Film die Geschichte eines Mannes, der nach langer Abwesenheit in sein Elternhaus zurückkehrt, das er einst im Streit mit dem autoritären Vater verlassen hatte. Nunmehr gereift und geläutert, wird er mit offenen Armen wieder aufgenommen und auf die Rolle des Nachfolgers im väterlichen Unternehmen vorbereitet. Während sich die ersten Züge einer Liebesgeschichte entfalten, trifft ihn das Schicksal in Gestalt eines Zigeuners, mit dem er unbeabsichtigt in einen Zweikampf verwickelt wird, und der ihn mit einem Biß gleichsam infiziert.

Die Werwolfexistenz als Schicksal, das über den Protagonisten unvermittelt hereinbricht, steht bei diesem Film im Vordergrund. Auch der Zigeuner, der beim tödlichen Zweikampf in Wolfsgestalt erscheint und sich im Tode wieder zum Menschen zurückverwandelt, wird als das Opfer einer unbeugsamen Macht beschrieben, die ihm und seiner Sippe dies unabänderliche Los auferlegt hatte. Die Verwandlungsszenen spielen sich noch in dezenten Einstellungen ab, und die erotisch-sexuelle Komponente beschränkt sich auf die wahnhaften Mordbedürfnisse gegenüber der geliebten Frau, denen der Protagonist im Wachzustand aber durch verzweifelte Strategien, die bis zur Selbstfesselung reichen, Widerstand zu bieten sucht. Die Botschaft des Films läuft schließlich darauf hinaus, daß das Mythische, das Unerklärliche das stärkere Element ist, das über Klugheit und menschliche Vernunft obsiegt. Zu spät erkennt der Vater, daß er im Wolf seinen verwandelten Sohn erschlagen hat, der ihm das magische Mittel selbst dazu in die Hand gab, einen Stock mit einem silbernen Knauf.

Diese filmische Bearbeitung, die erste nach dem „Werwolf von London" aus dem Jahre 1935, der im Gegensatz zu Wagners „Wolf Man" kaum Erfolg beschieden war, erweckt gleichsam den Eindruck eines Versuchsballons der Filmstudios. Obwohl der Stoff auf ältere überlieferte Motive des Mythos zurückgreift und sich nicht in die Fäden verstrickt, in die ihn die Hexentheorie eingewoben hatte, läßt noch die Unsicherheit und den Zweifel der Macher spüren, für die vermutlich nicht ausgemacht war, ob diese Figur, die das 19. Jahrhundert ins Panoptikum der Gespenstergeschichten eingereiht hatte, im modernen Amerika, wo es schon seit 20 Jahren den Roboter gab, überhaupt auf ein entsprechendes Echo hoffen konnte. Durch das schwankende Muster der Dramaturgie schimmert die Befürchtung, daß der magisch mythische Hintergrund und die schwer begründbaren Bilder der Tierverwandlung beim Publikum keinen Glauben finden, daß sie statt Melodramatik, Angst und Mitgefühl womöglich doch eher ein schallendes Gelächter auslösen könnten.

Denn auch die Glaubwürdigkeit einer Filmfigur bedarf - der alten Sagentradition sehr wohl vergleichbar - einer Übereinkunft zwischen Erzähler und Zuschauer. Wenn der Film diese Glaubwürdigkeit einfachhin nur behauptet, aber im Bewußtsein des Publikums oder in seinem Unbewußten keine resonanzfähigen Elemente vorfindet, „funktioniert" der Film nicht. Die kommerziell orientierte Produktion von Fiktion greift nahezu immer auf mythisches Vorwissen der Zuschauer zurück. Mehr oder weniger intuitiv zollen die Filmemacher damit dem allgemeinen kommunikativen Grundgesetz Tribut, dem auch das Bildmedium unterworfen ist. Gelungene Kommunikation setzt ein wohl balanciertes Verhältnis von Akkommodation und Assimilisation voraus, eine sorgfältige Mischung von Vertrautem und Neuerzähltem.

Bei der Auswertung von Wagners Film zeigte sich, daß auch in der Schmelztiegelkultur Amerikas der Mythos vom Werwolf präsent war, und daß selbst die Mischung von Motiven aus der "Vorhexenzeit", wie der Film sie bot, auf hinreichende Wiedererkennung stieß. Die Figur erwies sich immer noch als so stark verankert, daß in der Folge eine Vielzahl von filmischen Erzählvarianten entstehen konnte und sich gar eine eigene Erzähltraditionen bildete. Viele der nachfolgenden Horrorfilme mit bekannten Zutaten weichen allerdings nur selten von den vorgegebenen Bahnen des bald entstehenden neuen Genres ab. Sie bemühen sich vor allem dem Publikum die erwartete „Angstlust" zu verschaffen, den thrill; jene „Mischung von Furcht, Wonne und zuversichtlicher Hoffnung angesichts einer äußerem Gefahr", wie Michael Balint sagt (21), die im weichen Kinosessel relativ einfach zu haben ist. Den realen Ängsten der Gegenwart bieten sie zwar eine Projektionsfläche, aber keine wirkliche Deutungsmöglichkeiten mehr. „Die Angst vor den Provokationen des technischen Jahrhunderts wird auf diese Weise abgelenkt in die überschaubare Welt der christlichen Dämonie, für die Gegenmittel genau überliefert sind." (Gerhardt, 45) Das Böse bleibt in den Filmen monoton auf immer die gleiche Weise besetzt und es scheut jede Berührung mit dem tatsächlichen Grauen des Alltäglichen. Als gelte es noch die Gebildeten des 16. Jahrhunderts zu überzeugen, erschöpfen sich die Ausstatter bei den Verwandlungsszenen in einem Übermaß an Realität, und die Geschichten ersticken im Kraftaufwand der Tricktechnik, die eine möglichst perfekte Illusion eines natürlich wirkenden Wachstums von Haaren, Krallen und Reißzähnen zu erzeugen sucht, nur damit dessen „Unnatürlichkeit" den Schrecken mehren kann.

Es gibt freilich auch Filme wie Neil Jordans „Company Of Wolves" von 1984, der vom einem psychoanalytischen Blick inspiriert, die alte Geschichte vom Rotkäppchen ironisch durcheinander schüttelt. Nach dem Willen der feministischen Autorin Angela Carter, die das Drehbuch nach einer ihrer Erzählungen beisteuerte, weitet sich die Deutung vom Wolf als Symbol männlich animalischer Sexualität zu einer Rundsicht auf ein verdrängtes und schlecht besichtigtes Feld, auf dem die Spannungen zwischen den Geschlechtern noch immer leicht zum Krieg führen. Obwohl der Film praktisch ohne Nackt- und Gewaltszenen auskommt, geriet er in den Geruch eines Horrorpornos, und im Widerstand der britischen Zensoren, die ihm jede Bildwerbung verboten, spiegeln sich die tiefsitzende Tabus, die der Film offenbar berührte. Rotkäppchen, das im Film Rosalen heißt, kämpft mit der erwachenden Sexualität und bewegt sich in einem dunklen, von Werwölfen bevölkerten Universum. Von der Mutter erfährt es die Botschaft, die für sein künftiges Leben nicht ohne Bedeutung sein wird: „Wenn in jedem Mann ein Ungeheuer steckt, dann findet er seinen gleichwertigen Gegner im Ungeheuer, daß in jeder Frau steckt."

Der Werwolf des Kinos suchte nach neuen Bündnissen. Seine Nachbarschaft zum Vampirfilm geht nur teilweise auf Bram Stokers Dracula-Roman von 1897 zurück, durch den dieses Genre entscheidend geprägt wurde und in dem der blutgierige Wiedergänger auch in der Gestalt eines grauen Wolfes auftritt. Dieter Harmening hat die Genese dieser Sagengestalt detailliert nachgezeichnet, die nach und nach durch eine Aufeinanderschichtung verschiedener Motive entsteht. Aus alten Kaufmannsberichten aus dem 15. Jahrhundert, die vom sadistischen „Herrscher Vlad Dracul in Transsylvanien" erzählen, über deren kanzelrhetorische Verarbeitung zum blutausziehenden Ausbeuter, entwickelt sich die Figur schließlich zum sagenumwobenen Vampir. Schon früh finden sich Belege dafür, daß diese volkstümlich gewordene Gestalt sich nicht nur in Hund, Katze oder Kröte, sondern auch in einen Wolf zu verwandeln verstand. (Harmening, 62) Villeneuve und andere legen freilich Wert darauf, beide sorgfältig von einander zu unterscheiden: „Der Werwolf ist ein lebender Hexer, der träumend in seinem Bett liegt, während sein Astralleib draußen herumstreift. Der Vampir ist ein toter Hexer, der in seinem Grabe dahinvegetiert." (Villeneuve, 8)

4. Aufstieg ins Allerheiligste der Rationalität
Der Werwolf als empirischer Wissenschaftler

Unabhängig von der regionalen und sagengeschichtlichen Nachbarschaft beider Gestalten hat neben Bram Stokers Roman aber eine andere literarische Vorlage erheblichen Einfluß auf das Werwolf-Genre gewinnen können, obwohl die mythische Figur dort nicht ein einziges Mal Erwähnung findet. Robert Louis Stevensons Erzählung „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde", der dem schottischen Schriftsteller im Jahre 1886 den literarischen Durchbruch brachte, bot den Filmemachern allerdings entscheidende Anregungen, den Werwolf nicht nur aus seinem altmodischen magischen Hinterland zu befreien, sondern ihn auch zum Protagonisten der modernen Zeit zu machen.

Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei die Tatsache, daß der Stoff des schottischen Autors allein in den Jahren zwischen 1910 und 1960 zehn filmische Wiedergeburten erlebte, darunter Arbeiten von so renommierten Regisseuren wie Murnau, Robertson und Flemming. Manche dieser Bearbeitungen tat Stevensons Kritik an der Doppelmoral der viktorianischen Zeit schiere Gewalt an, indem sie seine vom schottischen Calvinismus geprägte Sichtweise lediglich als Kritik an der Sexualmoral der viktorianischen Zeit mißverstand. Ein Mißverständnis, gegen das sich Stevenson schon zu Lebzeiten zu wehren suchte. Für die Drehbuchschreiber von Werwolffilmen bot der Stoff jedoch nicht nur Anknüpfungspunkte für eine wissenschaftliche Deutung der Verwandlung, sondern auch für deren psycho-logische Fundierung. In Stevensons Text fanden sich zwar nur zwei knappe Stellen, in denen die Verwandlung von Dr. Jekyll in Mister Hyde beschrieben wurde. Sie reichten aber aus, um darin auch jene Züge der alten Sagengestalt wiederzufinden, die nicht nur die Maskenbildner als neue Herausforderung verstanden hatten: „So lag ich noch immer, als mein Auge zufällig in einem lichteren Moment auf meine Hand fiel. Nun war die Hand Henry Jekylls (wie du ja oft bemerkt hast) in Form und Größe eine typische Arzthand: Sie war groß, fest, weiß und hübsch. Doch die Hand, die ich jetzt nur allzu klar in dem gelben Licht eines Londoner Morgens erblickte, die Hand, die halb geschlossen auf dem Bettuch lag, war dürr, mit hervortretenden Adern und Knöcheln, gebräunt und mit einem schwarzen Haarwald überzogen; es war die Hand Edward Hydes." (92)

Und nur wenige Seiten weiter klingt zusätzlich das alte Motiv vom „vagr, dem rechtlich friedlos Gemachten" an, der auch im gerichtlich verfolgten Werwolf des 16. und 17. Jahrhunderts noch erhalten ist: „Ich saß im Sonnenschein auf einer Bank, die Bestie in mir leckte beim Erinnern die Lippen ... ich blickte hinab: Formlos hingen meine Kleider um meine zusammengeschrumpften Glieder. Die Hand, die auf meinem Knie lag, war haarig und hatte hervortretende Adern. Ich war wieder einmal Edward Hyde. Einen Moment vorher hätte ich der Achtung aller Menschen sicher sein können, ich war reich, wurde geliebt - sauber ausgebreitet lag das Tischtuch zu Hause in meinem Speisezimmer - und jetzt war ich nur eine Jagdbeute für die Menschheit, gehetzt, heimatlos, ein verrufener Mörder auf dem Weg zum Galgen."(99)

Neben Stevensons detektivischer Erzählweise, die dem Leser erst zum Ende Klarheit über das Doppelleben des Dr. Jekyll gewährt und in der er gewissermaßen Conon Doyles Geschichtenstil von „Sherlock Holmes und Dr. Watson" vorweg nimmt, ist es vor allem das moderne Verwandlungsmittel, das tauglich erscheint, den alten Werwolf in die Neuzeit zu versetzen: „Bereits in dem Augenblick, da ich den Trank nahm, wurde ich mir eines ungezügelten, eines fast rasenden Hanges zum Bösen bewußt." (96) In der Rolle des Arztes Jekyll beschreibt Stevenson nicht den „guten" Wissenschaftler, der sich nur durch ein Mißgeschick in Mr. Hyde verwandelt und gleichsam schuldlos seinem Forscherdrang zum Opfer fällt. Er ist eine zwiespältige Figur, die mit Hilfe eines nach wissenschaftlichen Methoden hergestellten Elexiers zwei unterschiedliche physische Gestalten zu schaffen sucht, in denen die helle und die dunkle Seite seines Wesens getrennt und vor allem voneinander unbelastet ihr jeweiliges Leben führen konnte. „Mein Böses, durch Ehrgeiz wachgehalten, saß auf dem Sprung und ergriff behende die Gelegenheit." (88)

Auch das alte Schicksalsmotiv findet seine moderne Entsprechung. Die jenseitige Macht, das Metaphysische wird durch Physik und Chemie, durch die Macht des Naturgesetzes abgelöst. Das tragische Ende wird gewissermaßen durch die wissenschaftliche und methodische Unsauberkeit der Versuchsanordnung herbeigeführt. Hydes Rückweg zu Jekyll, die Rückverwandlung und damit auch seine moralische Umkehr scheitert daran, daß ein ehernes Gesetz empirischer Forschung mißachtet wurde. Jekyll hatte es versäumt, das Mischungsverhältnis eines der Ingredienzien seines Elexiers zu verifizieren und damit rekonstruierbar zu machen. In Anlehnung an Stevensons Vorlage bot sich förmlich die Möglichkeit an, die alte Erzählfigur rundum zu modernisieren, und der Werwolf verwandelte sich folgerichtig in den neuen Alchimisten des 20. Jahrhunderts.

Vom proletarischen Hirten und altmodischen Außenseiter mit Neigung zur Magie steigt er auf in die Riege der Forscher und Wissenschaftler. Mit dieser zeitgemäßen Ausrüstung konnte er zu einer Symbolgestalt werden, an der sich all das abhandeln ließ, was der moderne Mythos des Rationalen an Hoffnungen aber auch an neuen Unübersichtlichkeiten und Zweifeln erzeugt hatte. In dieser nunmehr erneut "getauften" Gestalt verkörperte sich nicht nur jene Fortschrittseuphorie, die den Menschen mit wissenschaftlichen Mitteln von altmodischen Gewissensqualen zu befreien versprach, an ihr konnten sich auch jene berechtigten Ängste reiben, die auf der Rückseite der neuen Wissenschaftsgläubigkeit entstanden waren. Daß die Zutaten von Sex, Gewalt und Tod aus dem alten Repertoire noch immer zur Verfügung standen, kam dem Genre nicht ungelegen. Die Feststellung jedenfalls scheint nicht übertrieben, daß das Kino das Bild vom Werwolf nicht nur wiederbelebt, sondern zugleich auch mit neuen Konturen ausgestattet hatte.

Ganz unvorbereitet traf den Werwolf diese neue Rolle nicht. Abbé Henri-Joseph du Laurens, ein widerspenstiger Priester, 1719 in dem nordfranzösischen Universitätsstädtchen Douai, unweit von Lille geboren und am 17. August 1793 im Gefängnis des Mainzer Erzbischofs gestorben, hatte in einem seiner Romane den Werwolf schon mit der Rolle des Wissenschaftlers bedacht. Goethe, der übrigens dem seit seines Lebens umstrittenen und verfolgten Fabulierer in dessen Todesjahr 1793 in Mainz begegnet war, notierte: „Er war guter Dinge und zeigte in seiner Tollheit viel Konsequenz und Gegenwart des Geistes“;  eine typische Zuschreibung der Zeit, die gemeinhin für intellektuelle Potenz, Wachheit und Besonnenheit zugleich stand.

Henri-Joseph du Laurens, zumindest anfangs treues Mitglied des Trinitarierordens, wurde auch nach seiner Flucht, die ihn von Paris über Brüssel, Amsterdam, Kleve schließlich nach Frankfurt und von dort in sein langjähriges klerikales Gefängnis in Mainz führte, nicht zuletzt auch deswegen immer wieder von  Obrigkeit und Bücherzensur verfolgt, weil der rebellische Geistliche in seinen aufklärerischen Romanen die „etablierte“ Aufklärung ebenso wenig von seinem Hohn und Spott verschonte wie das feudale System in all seinen Ausprägungen. In seinem 1765 an einen anonymen Druckort in Holland (und nicht wie auf dem Titel vermerkt „Londres 1766“) erschienenen Roman „Mathieu oder die Ausschweifungen des menschlichen Geistes“ begegnen die Protagonisten gleich im fünften Kapitel jenem rätselhaften Alten, der sie zuerst in die größte Panik versetzt:

„Heilige Maria!“ schrie er und warf sich auf den Boden nieder, „ich bin todt (...). Ich habe einen Werwolf gesehen, - - - er hatte den Kopf eines Einsiedlers, den Leib eines wilden Schweins, die Beine eines Wolfs und den Schwanz einer Katze; aus dem Nabel hieng ihm die Helfte einer Weiberschürze heraus, wie ich an den Bändern sehen konnte, - - - Wir sind verlohren, Freunde! (...) Mit diesen Worten kroch er unter das Bette.“

Und weil sich der Abbé du Laurens ganz nach Rabelais' Art auf den schnellen Rhythmuswechsel versteht, wollen wir diesem Umtaufversuch noch ein paar Zeilen lauschen: „Der Wehrwolf, den Diego gesehen hatte, war ein siebenzigjähriger Alter mit einem weißen Bart, mit alten Lumpen bedeckt, der die Treppe herauf stieg, und den die Flucht und das Lermen des Spaniers in unsere Kammer brachte, um ihn von der Furcht zu befreyen, die er ihm unschuldiger weise verursacht hatte.
„Meine Kinder“, sagte der Alte, „ich bin nicht so schrecklich, als der Herr, der unter dem Bette ist, sich einbildet. Hab' ich ein etwas seltsames Ansehen, so kommt´s daher, weil mein Fleiß in Wissenschaften macht, daß ich meine Kleidung vernachläßige; aber das Kleid macht den Mönch nicht. Ich wohne schon zwey und funfzig Jahr hier oben auf dem Boden, und gehe nur alle Montage aus, meine wöchentliche Provision zu suchen. Sehr jung hab' ich mich in dieser Wohnung eingeschlossen, damit ich desto freyer und ruhiger das Studium der Philosophie treiben konnte. Nach vielen Wachen und Arbeiten habe ich's endlich so weit gebracht, daß ich eine Abhandlung von der allgemeinen Wissenschaft geendigt habe, die ich unverzüglich herauszugeben hoffe.
Der erste Theil dieser Abhandlung von der allgemeinen Wissenschaft wird in hundert und sechzig Folianten bestehen, in rothen Korduan gebunden, auf dem Schnitt vergoldet, und mit einer großen Anzahl von Kupferstichen bereichert, die ich zur Ersparung der Kosten, nur mittelmäßig werde stehen lassen. Hier ist der Plan dieses Werks.“
(46 f.)

Nun folgt in enzyklopädischer Vollständigkeit und über mehrere Seiten die Gliederung des foliantenreichen Werkes, die aufzählt, was als - geduldete oder abgedrängte - Wissenschaft der Zeit zusammengetragen werden kann. Darunter – im dritten Teil der Pneumatologie – die Lehre von „guten Geistern, guten oder bösen Engeln, Dämonen, Sylphen, Gnomen, Poltergeistern, Gespenstern, Todterscheiningen; von Hexen, Zauberern, Wehrwölfen“ ebenso wie die „von der Leichtgläubigkeit des Volkes, von den stolzen Anmaßungen der Priester, von den Reichthümern der Mönche, von der Autorität des Pabsts“. (S. 48)  Natürlich finden sich dabei auch so Merkwürdigkeiten, wie etwa in der Arithmetik, die unterteilt ist „in die Arithmetik durch Zeichen, und in die Arithmetik durch Buchstaben. Die letztere heißt die Wissenschaft der Wölfe (la Science des Loups).“ (S. 51)

Doch all das grandiose Weltwissen, das der Werwolf ausbreitet, und das bei den Zuhören schreckhafte Erinnerungen an „Urban Grandier zu  Loudün und Gofredy zu Marseilles“ ebenso weckt wie an den niederländischen Aufklärer „Prediger (Balthasar) Becker“, läutet nur den sarkastischen Zeitkommentar des „Gevatter Mathieu“ ein, der längst von der vorrevolutionären Widerständigkeit infiziert ist:

„In der That, wenn jemand eine zusammenhängende gelehrte Abhandlung von allen Wissenschaften, die der Mensch so zu wissen verlangen kann, schreiben wollte, so würde ich ihm rathen, diesem Plan zu folgen, um das System der menschlichen Kenntnis zu formieren, das er seinem Werk voransetzen müßte. Aber so wenig Philosophie auch in dieser zusammenhängenden, vernünftigen, gelehrten Abhandlung aller Wissenschaften käme, so wäre sie doch nicht praktikabel; die wahren Frommen würden sich daran ärgern; die Heuchler würden rufen: Hinweg mit dem Atheisten! Mit dem Philosophen! Und die Minister, die Hofleute und alle, deren Vortheil es ist, daß der gemeine Mann einfältig und dumm bleibe, würden über Räsonnör, Empörung, böse Bürger schreyen, und der Verfasser würde noch gut wegkommen, wenn man ihm, nach dem er sein Buch unterdrückt oder verbrannt gesehen hätte, die Freyheit ließe, sich mit dem Kopf voran ins Wasser zu stürzen. Das ist der Geist meiner lieben Nation. Ein halb kluger Alter hat sich zwey und funfzig Jahr lang auf einem Boden verschlossen, um den Anfällen der Narren, der Verfolgung der Boshaften zu entgehen und in Freyheit schreiben zu können. Was soll denn ein Mann thun, der seine ganze gesunde Vernunft hat? O Zeiten, o Sitten! – O göttliche Philosophie ! in welchem Winkel der Erde hast du dich verborgen!“. (S. 55f.) Also, auch dieser Werwolf-Variante war das Scheitern beschieden.

5. Noch immer aktuell ?

Auch heute noch lassen die Menschen in den USA nicht nach mit der Produktion von "altmodischen" Sagen. Darunter sind Geister- und Dämonengeschichten nicht einmal eine Minderheit. Dort ist es vor allem die Generation der Jüngeren, die ihre Erzählungen wie die alten Sagenerzähler mit einer Glaubwürdigkeitsformel beginnen, deren Tenor sich allerdings leicht verändert hat: „Ich glaube nicht an solche Dummheiten", hört man sie sagen, „aber ausnahmsweise ist das wirklich geschehen. Mein Vater hat es mir erzählt und der hat niemals gelogen." (Degh, 38) Die Oberschicht der angelsächsischen Kolonisten, so scheint es, hat den Werwolfmythos mitgebracht, und die Schicht der eher bäuerlichen Immigranten hat ihn bereitwillig aufgenommen. Zugleich leben Einflüsse aus der indianischen Kultur fort, die ebenfalls den Werwolf kannte, auf dem allerdings nicht der gleiche Schatten lag. Dort stand der Wolf vor allem bei den kanadischen Eskimos in hohem Ansehen und als Jäger schreckte sie seine Wildheit nicht. Bei manchen ihrer Stämme gab es „Wolfskrieger", die sich durch magische Rituale die Kraft des Raubtiers anzueignen versuchten. Wie sehr die Gestalt des Werwolfes heute zum amerikanischen Erzählrepertoire gehört, gespeist aus den unterschiedlichsten Quellen, geht aus der „Weekly World News" hervor. Gut, nicht gerade eines der seriösesten amerikanischen Blätter, ein Boulevard-Blatt eben, das an den Kassen der Supermärkte des ganzen Landes zu kaufen und auf solche Themen spezialisiert ist. Einer Notiz der Süddeutschen Zeitung vom 26.11. 1996 zufolge, meldete das Blatt vor Ende des zweiten Jahrtausends den „Selbstmord des ältesten Werwolfs der Welt".

Also keine Figur mehr, mit der sich - wie im 16. und 17. Jahrhundert - die Autoren wissenschaftlicher Traktate herumschlagen?
Weit gefehlt !
Nach der dämonologischen Kontaminierung des Werwolfs in der Zeit der Hexenverfolgung tragen noch viele der im 19. Jahrhundert gesammelten Sagen diese hexerische Signatur, unter der zahlreiche Facetten des ursprünglichen Erzählprogramms verloren gegangen sind. Vor allem die leidenschaftlichen Volksaufklärer mit ihrem unnachsichtigen Blick auf die "abergläubischen kleinen Leute" machten ihn nun zum Bürger- und Kinderschreck. Für eine ernsthafte literarische Bearbeitung, so scheint es, war diese Gestalt nicht mehr zu gebrauchen. Zu sehr belastet, verdorben und unfruchtbar. Nur wenige Schriftsteller hat sie noch wirklich befeuert. Spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Werwolf dann auch aus seinem angestammten Revier, dem ländlichen Erzählkreis. Und das, obwohl gerade jetzt seine neue Karriere auf der Leinwand begann.

Christian Morgensterns (1871 – 1914) heiter melancholisches Gedicht vom ratlosen deklinierenden Dorfschulmeister und dem - mangels Plural - ungetrösteten Werwolf, wird auf tausenden von Internetseiten angeboten. Es überrascht und rührt den Leser ob der warmherzigen Familienfürsorge dieser ansonsten so Furcht einflößenden Gestalt:
(...)
Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja noch Weib und Kind!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben
.

Dario Fo, unbeugsam politischer Wander-Komödiant und Nobelpreisträger, greift da schon mutiger in die Tasten. In seiner absurd grotesken Farce „Mamma! I sansculotti!“ (deutsch: „Hilfe das Volk kommt!“), in der es - wie meist - um landestypische Rechtsbeugung, um Bestechung, Bombendrohungen und andere mafiose Maskeraden geht, stimmt der Richter, der nebenbei als Tierarzt praktiziert, zusammen mit der Kommissarin das Lied vom Werwolf an, um ankommende Besucher davon abzulenken, dass sie gerade im Begriffe sind, auf dem heimischen Küchentisch einen Apotheker auszuschlachten. In Peter O. Chotjewitz fein gereimter deutscher Übertragung hört sich das so an:

Wenn der helle Mond sich ründet.
Sommernacht von Liebe kündet.
Tief im Auge glüht ein Glitzer.
Und die Zähne werden spitzer.

Grauses Jaulen, hundemäßig,
mischt sich in den Mondenschein.
Ach, ich bin ja so gefräßig.
Werwolf bin ich, will ich sein.

Und sie steigen aus den Grüften
schweben jaulend in den Lüften
stürzen auf den Wandersmann
knabbern ihn von hinten an.

Als weiteres Beispiel für literarischen Jux und hintersinnige Parodie kann hier auch noch H. C. Artmann: "tök ph'rong süleng" genannt werden. Das Romanfragment (am 6.7.2005 als neu bearbeitetes Hörspiel auf WDR3) gefällt „als eine glänzende Parodie von Schauerromanen à la Dracula, von Reise- und Abenteuerromanen à la Karl May und Rolf Torring und als Jux auf wilhelminisch-viktorianische Berichte aus der Kolonialwelt“. (Jürgen Drews 1968 in der ZEIT)
Walter Mehring (1896 – 1933 in der Emigration), Mitbegründer des Berliner Dada und einer der Initiatoren des linksradikalen Berliner „Politischen Cabaretts“ suchte für seine harsche Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen auch in den alten Quellen. 1925 erscheint sein „Neubestelltes Abenteuerliches Tierhaus“. Ein neues Tierbuch in Ergänzung zum fabelhaften – und heute noch immer lesenswerten – Jean-Henri Fabre und zum Brehm. Und damit niemand etwas Falsches erwartet, steht die Gebrauchsanweisung gleich auf dem Umschlag der Potsdamer Kiepenheuer-Ausgabe. „Die erste Zoologie der Fabeltiere, eine Kulturgeschichte der Tiere und des menschlichen Aberglaubens vom Mittelalter bis auf unsere Zeit, unentbehrlich für Pädagogen, Naturforscher und Politiker, ein Buch vom Einhorn, Basilisken, Werwolf, von Kilometerfressern, Meerungeheuern, die mystische Ergänzung zu Brehms Tierleben.“

Doch bei allem Respekt vor den alten Texten – und er kennt sie alle, die vom Werwolf erzählen, von den Griechen über Gervasius von Tilbury und Bodin bis zu Godelmann, die er „möglichst in Urschrift zitiert ...um den Schmelz der Sprache nicht zu lädieren“ – ist sein Zugriff streng satirisch und beschäftigt sich vor allem mit dem "Aberglauben" seiner Zeitgenossen. Unter dem Motto „je widerlicher die Kreatur Mensch, um so erhabener das Tier“, haben, wie er meint, Vernunft und Religion den alten Werwolf fälschlicher Weise längst zu den Akten gelegt. „Höchstens noch die Psychoanalytiker und Etymologen weisen ihm ein bescheidenes Plätzchen in der Forschung an“.

In seinem „Populärwissenschaftlicher Vortrag über den Werwolf“ greift Mehrung tief in die Trickkiste der satirischen Camouflage und gutbürgerlicher Empörung: „Denn Werwölfe sind es, die die Moral unserer Jungfrauen anknabbern, die in die Hürde der Familie einbrechen und, wenn auch nicht unsere Kindlein, so doch ihre Seelen fressen, (...) klinisch ein ausgezeichnetes Bild des verhetzten Proletariers“, des Sozialdemokraten, „das lebendige Bild eines Anarchisten.“ Und weil „die Politik unmittelbare Wirkung der Digestion (=Verdauung) seiner Staatsmänner“ ist, kommt er zum Fazit: „Da gibt’s nur eins! Bildet Dompteure aus! Der deutsche Unteroffizier war schon die Vorstufe und des Kaisers Rock und Drillich feit gegen Werwolfsgestalt.“

Mehrings Blick ist kaum von dem narbigen Gesicht dieser Gestalt irritiert. Im Gegenteil. Sie ist ihm wohlbekannte Projektionsfläche für ein ganz altes Spiel. „Wo man aber auch analysiert, wird man finden, dass man immer geneigt ist, sein eigenes Wesen auf die belebte und unbelebte Natur zu übertragen, sich polar mit ihr zu identifizieren; andere Wesen, seien es fremde Völker, seien es Tiere, aus der Natur des eigenen Ichs zu erklären. Man mag die Seele noch so oft transplantieren, sie wird ihr Benehmen nicht ändern, ob man sie nun in die sterbliche Hülle eines Professors der Universität Berlin oder in den Körper irgendeines obskuren Viechs gesetzt hat.“

Und Nachfolger hat er auch, der alte Dadaist. Denn da ist er gerade wieder aufgetaucht, der Werwolf, wenn es diesmal auch Professoren und Dozenten aus Weimar und München sind, und ihr Blick nicht unbedingt satirisch ist. Wie Mehring greifen sie in das alte zoologische Kabinett, um damit etwas über die aktuelle Gesellschaft (und über sich?) zu erzählen.
In einem Beitrag zu dem im Jahre 2002 erschienen Sammelband „Vom Sinn der Feindschaft“ überschreiben die Münchner Literaturwissenschaftlerin Ethel Matala de Mazza und der Weimarer Lehrstuhlinhaber für „Geschichte und Theorie künstlicher Welten“, Joseph Vogl, ihren Text in schöner Tradition Montaignes als „Versuch über politische Zoologie“. Und für sie gehört der Werwolf sehr wohl zu den noch brauchbaren Metaphern, mit denen sich im Feld des Politischen der schwierige Grenzverlauf zwischen Mensch und Mensch, zwischen Bürger und verworfenem Subjekt beschreiben läßt.
Sie knüpfen an dem sprach- und rechtsgeschichtlichen Phänomen des wargus an, dem Verbrecher, dem Rechtlosen, der von der Gemeinschaft zum Friedlosen erklärt wird (vgl. Jakoby). Sie erinnern aber auch an Schillers „Verbrecher aus verlorener Ehre“, dessen Name Wolf lautet, der aber am Ende kein solcher mehr sein will. Polemische Fabeln gewissermaßen, in denen der Werwolf wieder als dunkler Doppelgänger des Menschen erscheint, der entweder von der Gemeinschaft ausgesondert oder sich selbst und freiwillig den Wolfspelz überzieht und zum despotischen Untier wird, unterstützt von der barbarischen Wolfsmeute, die das Gemeinwesen, die zivilisierte Herde der Bürger, heimsucht. In der Sphäre des Politischen jedoch – so die Autoren – gibt es die reinen Wesen nicht. Auch in den Lämmern stecken die alten Wolfsgene. Initiator dieser Wiederaufnahme freilich ist der italienische Philosoph Giorgio Agamben, der in Auseinandersetzung mit Konzepten wie Foucaults Biopolitik damit auf die altgermanische Rechtskonstruktion des Friedlosgemachten, des vargr, zurückverweist.

Für den Betrachter dieser politischen Zoologie freilich bleibt offen, ob sich darin etwas von der frühneuzeitlichen Rolle verbirgt, die dem alten Gestaltwandler einst von den Dämonologen eingeschrieben wurde und die sich dann in die neuzeitliche politische Fiktion verwandelte, nach der "der Mensch des Menschen Wolf" sei (Hobbes im Leviathan (1660); doch vor ihm schon 1602 der französische Richter Henri Boguet). Oder blitzen hier schon die ersten Reflexe aus der World of Darkness auf, ein Echo aus "Underworld"dem Gothic Punk, von wo der Werwolf spätestens seit den 90er Jahren tausendfache Wiedergeburt im web erfährt. In dieser, wie es scheint, postmodernen Mythologie, der es um eine Wiederverzauberung der Welt geht, in der alles Fantastische real wird, hören die Fans der Rollenspiele nicht auf, der düster romantischen Figur täglich neue Seiten zu widmen und mit virtuellen Leben auszustatten. Vergleichbare Motive finden sich zum Beispiel auch in „Underworld“, dem im Januar 2004 gestarteten Kinodebüt von Len Wiseman. In einer gefährlichen und dunklen anderen Welt kämpfen Vampire und Werwölfe seit Jahrhunderten unbemerkt von den Menschen um die Vorherrschaft. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Schlacht entschieden, die Werwölfe sind so gut wie ausgelöscht. Aber ...
Anfang des Jahres 2003 findet die Suchmaschine Google unter „werewolf“ allein 367.000 Seiten. [Im Herbst 2003 waren es bereits 449.000, im Herbst 2005 nähert sich die Zahl der 3 Mio.-Grenze.] Zum deutschen „Werwolf“ sind es 2005 immerhin noch ca. 650.000 Seiten ...und 2011 liegt der "werwolf" knapp unter 1 Mio. während der "werewolf" bereits die 13 Mio hinter sich gelassen hat.

Die Theatergruppe "Hunger & Seide" aus der Münchener freien Theaterszene hat in ihrer jüngsten Produktion "Wer ist dein Wolf?" den Topos übrigens nun auch auf die Bankenkrise appliziert, was dann auch in Nürnberg, Münster und Bremen zu sehen sein wird. "Ein in kleinbürgerlichem Glück lebendes Ehepaar (Judith Al Bakri und Jochen Strodthoff) wird von den Werwölfen der Finanzwelt heimgesucht. Ein widerlich alerter Börsenjunkie (Philip Bergmann) infiziert sie mit der Gier nach Geld und der Angst vor Armut, ein dampfend viriler Vertreter (Rainer Hauenstein) stellt ihnen nach. Und in einem nebeligen wüsten Tagtraum aus phantastischer Countrymusik (Thomas Meadowcroft), irrlichternden Horrorfilmzitaten, amerikanischem Sprachquatsch und poetisierten Alltagsweisheiten geht ihr stilles Glück verloren." (Egbert Tholl am 21.2.2011 in der SZ.)


 6. Zitierte Quellen und weiter Literaturhinweise

Zur literarisch ästhetischen Verwendung des Werwolftopos vergleiche auch:
Elmar M. Lorey: Henrich der Werwolf. Eine Geschichte aus der Zeit der Hexenprozesse mit Dokumenten und Analysen. Frankfurt a.M. 1998.
V.a. S. 260-279 (Das Rätsel der Bilder und der wirkliche Wolf) und S.279-292 (Auf den Seziertischen der Irrenärzte).
Aber auch hier auf diesen Seiten:
Zur Genese der Dämonisierung dieses Topos.

Agamben, Giorgio: Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben. Frankfurt a. Main 2002, (bes. S. 114 – 121).
Alexis, Willibald: Der Werwolf. Berlin 1900.
Artmann, H. C.: "tök ph'rong süleng", Romanfragment; Verlag R. P. Hartmannbibliothek, München 1967.
Balint, Michael:
Angstlust und Regression. Beitrag zur psychologischen Typenlehre. Reinbeck 1972.
Canetti, Elias: Die gerettete Zunge. Geschichte einer Jugend. München 1979.
Canetti, Elias:
Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942 - 1972. Frankfurt a.M. 1976
Carvalho, Jose: Der Oberst und der Werwolf. (deutsch) Frankfurt a.M. 1985.
Chabon, Michael: Junge Werwölfe. (orig.: Werewolves in Their Youth) Köln 2003.
Costner, Charles de:
Uhlenspiegel. (deutsch) München 1966.
Darrieussecq, Marie: Truisme. Paris 1966, (deutsch) Frankfurt a. M. 1997.
Degh, Linda: Neue Sagenerscheinungen in der industriellen Umwelt der USA. In: Röhrig, Lutz (Hrsg.): Probleme der Sagenforschung. Freiburg i.Br. 1973, S. 34-51.
Droste-Hülshoff, Annette von: Der Loup Garou. In: Sämtl. Werke, München 1966.
Dumas, Alexandre: Der Werwolf. (deutsch) Wien um 1926.
Englisch, Andreas: Der stille Gott der Wölfe. Stuttgart 1995.
Estés, Clarissa Pinokola: Die Wolfsfrau. (deutsch) München 1993.
Favret-Saada, Jeanne: Die Wörter, der Zauber, der Tod - Der Hexenglaube im Hainland von Westfrankreich. (deutsch) Frankfurt a.M. 1979.
Eckert, Guido: Der Tag, an dem ich die schönste Frau der Welt treffen wollte. München 1997 (Darin die Episode "Wolfsmensch")
Fo, Dario: Hilfe das Volk kommt!. (deutsch von Peter o.Chotjewitz) Stuttgart 1998.
Franz, Heinrich: Der Werwolfglaube unter besonderer Berücksichtigung der hessischen Überlieferung. In: Hessenland 31, 1917, S. 255-260.
Gerhardt, Torsten: Der Werwolf im Groschenroman. In: Kieler Blätter zur Volkskunde, Jg. 10, 1977, S. 41-54.
Gutzko, Karl: Der Wärwolf. Wien 1871.
Harich, Ludwig: Ahnenpaß. Versuch einer Autobiographie. Berlin 1999.
Harmening, Dieter: Der Anfang von Dracula. Würzburg 1983.
Hesse, Hermann: Steppenwolf; Traktat vom Steppenwolf  (1927) Z.B. im kommentierten suhrkamp taschenbuch 2786 , Frankfurt 1999.
Jakoby, Michael: wargus, vargr, „Verbrecher“, „Wolf“. Eine sprach- und rechtsgeschichtliche Untersuchung. Uppsala 1974.
Kafka, Franz:
Die Verwandlung. In: sämtl. Erzählungen. Frankfurt a.M. 1970.
Koeppen, Wolfgang: Der Tod in Rom. (Ges. Werke in 6. Bdn.) Bd.1, Frankfurt a. M. 1990.
Kotzwinkle, William: Ein Bär will nach oben. (deutsch) Hamburg 1998.
Laurens, Henri Joseph du: Mathieu oder die Ausschweifungen des menschlichen Geistes. Aus dem Französischen von Johann Zacharias Logan. Nördlingen 1988, (Die Andere Bibliothek). (Zum Autor: Kurt Schnelle: Aufklärung und klerikale Reaktion. Der Prozeß gegen den Abbé Henri-Joseph Laurens. Ein Beitrag zur deutschen und französischen Aufklärung. Berlin/DDR 1963.)
Lemme, Richard: Der Werwolf. München 1928.
Löhns, Hermann: Der Werwolf. Jena 1923.
Lowery, Bruce: Le loup-garou. Roman. Paris 1969.
Marquardt, Udo: Spaziergänge mit Sokrates. Große Denker und die kleinen Dinge des Lebens. München 2000.
Mehring, Walter: Neubestelltes Abenteuerliches Tierhaus. Eine Zoologie des Aberglaubens, der Mystik und Mythologie bis auf unsere Zeit. Potsdam 1925.
Milin, Gael: Les Chiens de Dieu. Brest 1993.
Müller, Korad: Die Werwolfsage. Studien zum Begriff der Volkssage. Phil.Diss. Marburg 1937.
Roeck, Alfons: Der Werwolf als dämonisches Wesen im Zusammenhang mit den Plagegeistern. In: Lutz Röhrig (Hg.): Probleme der Sagenforschung. Freiburg i.Brg. 1973, S. 139-148.
Röhrig, Lutz (Hg.): Probleme der Sagenforschung. Freiburg i.Br. 1973.
Sadoul, Barbara (Hg.): Gare au garou ! - Huit histoires de loups-garous, de Pétrone à Brad Strickland. Flammarion 2000 (ISBN 2-290-30560-X)
Sand, George
(d.i. Amandine-Lucie-Aurore Dupin, Baronne Dudevant): Légendes rustiques. Paris 1858
Den digital.Text kann man bei der Franz. Nationalbibliothek einsehen oder als PDF oder TIFF herunterladen:
Sandelmose, Axel: Der Werwolf. (deutsch) Berlin 1982.
Schäfer, August: Die Verwandlung der menschlichen Gestalt im Volksglauben. Darmstadt 1905.
Steiger, Brad: The Werewolf Book. Detroit/London 1999 (Filmographie: S. 365-388).
Stevenson, Robert Louis: Dr. Jekyll und Mr. Heyde. (deutsch) Stuttgart 1984.
Stoker, Bram: Dracula. (deutsch) München 1967.
Vargas, Fred(érique): Bei Anbruch der Nacht, Berlin 2000.
Vogl, Joseph u. de Mazza, Ethel Matala: Versuch über politische Zoologie. In: Christian Geulen, Anne van der Heiden u. Burkhard Liebsch (Hg.): Vom Sinn der Feindschaft. Berlin 2002.
– Und gleich in noch einer weiteren Publikation taucht dieser Text im Jahre 2002 auf: Sylvia Sasse, Stefanie Wenner (Hg.): Kollektivkörper - Kunst und Politik von Verbindung. Bielefeld 2002.
Vian, Boris: Le loup-garou suvivi de douze autres nouvelles. Paris 1974.
Villeneuve, Roland: Loups-Garous et Vampires. Paris/Genf 1963.
Völker, Klaus (Hg.): Werwölfe und andere Tiermenschen.München 1974. (Dort im Anhang auch eine Filmographie).
Westkirch, Luise: Der Werwolf. Leipzig 1923.
Wildenhain, Michael: Die Zeit als Wolf. Gedichte. (Landpresse) Weilerswist 1995.
Ziemen, Erik: Der Wolf. München 1990.


© 2003 Elmar M. Lorey
Stand: 08/2015

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